Perser
Wie bei den meisten alten Rassen wird auch bei der Perser heftig über die Herkunft diskutiert. Da es jedoch dazu keine genaueren Informationen gibt, schießen die Spekulationen ins Kraut. Insgesamt neun verschiedene Theorien wurden in der Vergangenheit entwickelt – einige sind absurd, die andere klingen plausibel:
Sehr wahrscheinlich kamen auf die eine oder andere Weise Katzen mit dichtem, langem Fell aus dem kalten Norden in den heutigen Iran, wo sie trotz der gewaltigen Temperaturunterschiede überlebt haben. Dennoch ist die Vorstellung, dass eine langhaarige Rasse in Persien selbst entstanden ist, nicht ganz von der Hand zu weisen. Der deutsche Autor Hermann Dembreck hat eine historische Untersuchung mit vielen Einzelheiten über einen derartigen Ursprung vorgelegt. Allerdings wird dabei nicht ganz deutlich, was auf genauen Quellen beruht und was er sich zusammengereimt hat. Kurz zusammengefasst, behauptet er folgendes: Als der Perserkönig Kambyses 525 v. Chr. Ägypten eroberte, nahmen seine Krieger zahlreiche Katzen mit nach Hause. Dort waren die Winter strenger, so dass die Tiere im Laufe der Generationen eine längeres Haarkleid entwickelten. Im Jahr 331 v. Chr. Eroberte Alexander der Große Persien; Großkönig Darius und sein Hofstaat mussten ins Hochland fliehen und nahmen die wertvollen Katzen mit sich. Sie erreichten ihre Festungen in 2000 Meter Höhe. Hier, in der kälteren Luft, wuchs den Katzen mit der Zeit ein noch längeres Haar. Das neue persische Zentrum lag nordwestlich von Meschhed, der heutigen Hauptstadt des Verwaltungsgebiets Chorasan im nordöstlichen Iran. Dieses Bergland war dicht bewaldet, und durch diese Wälder streiften einheimische Wildkatzen, welche sich mit den Festungskatzen paarten. Daraus entstand eine Art mit einem kräftigeren und robusteren Körperbau. Die Ausbreitung des Islam griff im 8. Jahrhundert auch auf persisches Gebiet über. Die Katzen, die sie hier vorfanden, brachten Muslime in andere islamische Länder. Bis zum 15. Jahrhundert hatten sich die Perser auch nach Anatolien und in die dortige Hauptstadt Ankara verbreitet. Das Aussehen der Katzen veränderte sich hier ein wenig, denn das Fell wurde glänzender. Jetzt wurden sie nach der Stadt Ankara (früher Angora) benannt. Einige dieser Angorakatzen kamen nach Europa. Dort erregten sie großes Aufsehen, denn es waren die ersten Langhaarkatzen, die man hier sah. Etwas später folgten ihnen auch die noch flauschigeren Perserkatzen in den Westen. Welcher Theorie man auch immer glauben mag, eines steht fest: Bis zum 17. Jahrhundert hatte sich eine ungewöhnliche Rasse von Katzen mit dichtem Fell in einer Weltgegend herausgebildet, die man damals Persien nannte. Der italienische Reisende Pietro della Valle hat sie zu dieser Zeit gesehen und war so von ihrer Schönheit beeindruckt, dass er einige Exemplare mit nach Europa nahm, um sie weiterzuzüchten. Pietro della Valle hatte 1614 in Venedig die Segel gesetzt und war über Ägypten, das Heilige Land und Arabien nach Persien gereist. Er blieb fünf Jahre hier, bis er 1626, nach einem Abstecher nach Indien, über Mesopotamien und die Levante wieder nach Italien zurückkehrte. (Einige haben behauptet, er habe Angorakatzen aus der Türkei mitgebracht, doch er hat dieses Land offensichtlich nicht besucht.) Die Katzen, die er in Persien sah, beschrieb er mit folgenden Worten: „In Persien gibt es eine Katze, die man in Gestalt und Form durchaus mit unseren gewöhnlichen Katzen vergleichen kann, die aber unendlich schöner ist, was den Glanz und die Farbe ihres Fells angeht. Es ist blaugrau und weich und glänzt wie Seide. Der Schwanz ist sehr lang und mit 15 Zentimeter langen Haaren bedeckt.“ Ob Pietro della Valles Zuchtpläne aufgegangen sind, weiß man nicht. Es steht jedoch fest, dass die Perser bis zum 19. Jahrhundert eine sehr gefragte Katze geworden war, vor allem in Frankreich. Die Angorakatze aus der Türkei war ihre einzige ernsthafte Konkurrentin. Der Besitz einer Langhaarkatze war lange Zeit ein Privileg der Reichen und Mächtigen. Und diese aristokratische Vergangenheit haftet den Perserkatzen heute noch an, auch wenn sie längst die bürgerlichen Wohnzimmer erobert haben, gelten sie nach wie vor als Luxusgeschöpfe. In gewisser Hinsicht stimmt diese Einschätzung sogar, denn die heutige Perser ist kaum mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen; sie beansprucht täglich ein gerütteltes Maß an Pflege. Die Wirkung dieser Rasse auf den ersten Katzenausstellungen in Großbritannien war so groß, dass sie schon bald die Szene beherrschte und ihre langhaarige türkische Rivalin in den Schatten stellte. Frances Simpson konnte bereits 1903 sagen: „Ich mag ja unrecht haben, wenn ich alle Langhaarkatzen als Perser einstufe, aber die Unterschiede (...) zwischen Angora und Perser sind so gering, dass man es mir verzeihen möge, wenn ich die Klasse nicht beachte, die man gemeinhin Angora nennt und die allmählich aus unsere Mitte verschwunden zu sein scheint.“ Dann widmet er sich auf nicht weniger als 127 Seiten den verschiedenen Farbschlägen der Perserkatzen. Die Perser hatte ohne Frage um die Jahrhundertwende das Spiel gewonnen und galt von nun an als die „Aristokratin der Katzenfamilie“. Und bis heute steht sie unangefochten auf Platz eins der beliebtesten Rassekatzen, und das, obwohl Preise für ein reinrassiges Exemplar geradezu schwindelerregende Höhen erreicht haben. Im Laufe der Zeit entwickelten die Züchter immer neue Farbschläge und Farbmuster, bis es mehr als 60 verschiedene Varianten gab. Zur gleichen Zeit wurde der Körperbau der Perser immer ausgeprägter, das Gesicht immer flacher und breiter und das Fell noch länger. Das Ausmaß der Veränderungen ist von Land zu Land unterschiedlich, was bei internationalen Wettbewerben von Perserkatzen zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten und heftigen Debatten führt. Erscheinungsbild Die Perser hat einen einzigartigen rundlichen Körper mit einem dichten, seidigen Fell, einem kurzen Hals, einem gedrungenen Rumpf, kurzen Beinen, kräftigen Knochen, einem buschigem Schwanz und einem massigen, breiten Kopf, an dem die büscheligen Ohren sehr tief sitzend. Das Gesicht hat sich bei den modernen Arten abgeflacht, vergleicht man es mit dem Profil, das die Perser im letzen Jahrhundert aufwiesen. Die Unterwolle ist ungewöhnlich dicht; das Fell fasst sich weich und seidig an und glänzt. Besonders üppig sind die Halskrause und das Höschen. Alle Farben und Muster sind zugelassen. Eine interessante Besonderheit in Großbritannien ist, dass seit den ersten Katzenausstellungen die verschiedenen Farbschläge der Perser als eigene Rasse eingestuft werden. Man gründete eigene Vereine für die einzelnen Farbschläge und tat so, als gäbe es mehr Unterschiede zwischen den einzelnen Perserkatzen als ein bloßes Farbgen. Zu der Zeit, als es nur wenige Farbschläge gab, war das nicht weiter von Bedeutung. Doch heute, da fast jede Farbe und jedes Fellmuster gezüchtet wird, mutet diese Praxis sonderbar an. | ||