Katzen.de im Interview mit Katja Rüssel, Autorin von “Katzen-Trickkiste”.
Was hat Sie auf die Idee gebracht, Katzen-Ratgeber zu schreiben?
Das war eigentlich gar nicht meine eigene Idee. Der Gräfe Unzer Verlag ist damals auf mich zu gekommen ob ich als Expertin Interesse daran hätte ein Katzen-Clickerbuch für sie zu schreiben. Und ich dachte „warum nicht“ – man wächst ja bekanntlich mit seinen Herausforderungen.
Wie sind Sie dazu gekommen Tierpsychologin mit dem Schwerpunkt Katze zu werden?
Diese Idee entstand vor über 10 Jahren aus dem Wunsch heraus eine Arbeit zu machen die ich gerne mache und zwar so lange gerne mache, so dass mir Begriffe wie „Renteneintrittsalter“ völlig schnuppe sind. Eine Tätigkeit zu haben die ich bis an mein Lebensende gerne mache, mich begeistert und interessiert. Denn nur dann bin ich auch richtig gut darin. Und das kann für mich nur etwas mit Tieren sein. Tierärztin war noch nie so mein Ding. Die ganzen sterbenskranken, armen und verletzten Tiere und gemocht wird man als Tierarzt auch meist überhaupt nicht von den Tieren. Und dann müssen ja die Veterinärstudenten im Laufe Ihres Studiums auch im Schlachthaus arbeitenn … nein danke. Dann bin ich auf die ATM gestoßen und auf den Ausbildungsgang Tierpsychologe. Den habe ich dann auch für Hund & Katze im Dezember 2005 erfolgreich absolviert.
Da ich selber keinen Hund hatte – aber eben Katzen und ich wußte, dass Theorie und Praxis durchaus zweierlei sind habe ich mich entschlossen mich ganz und gar auf die Katze einzulassen. Ich war damals mit ein paar ganz wenigen eine der ersten reinen Katzenpsychologinnen. Das macht mich schon ein wenig stolz. Schon während der Ausbildung habe ich natürlich an zahlreichen Seminaren und Praktikas teilgenommen – meist über den Hund. Über Katzen gab es damals kaum etwas. Auch Fachbücher gab es meist nur auf Englisch. Das hieß damals für mich „do it your self“, sprich, ich musste/durfte mir fast alles selbst beibringen und mühsam erarbeiten. Die ersten Jahre waren hart und auch ziemlich einsam. Meist war ich die einzige unter vielen Hundeleuten auf den Seminaren. Aber ich bleibe dabei – bei den Katzen. Sie waren und sind meine Leidenschaft. Alles was ich anbiete ist für die Katz :-) Ob Verhaltensberatung, Clickertraining, Seminare oder Ernährungsberatung! Und ganz neu habe ich nun auch eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin begonnen. Wenn ich in ein paar Jahren fertig bin werde ich selbstverständlich eine reine Katzenheilpraktikerin sein ;-)
Was erwartet die Leser in Ihrem Buch?
In diesem Buch ist es mein Anliegen die kleinen und häufig auch selbstverständlichen Dinge aufzuzeigen. Anregen zu versuchen zum Beispiel einmal genauer hinzuschauen, mal das „Problem“ aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Vor allem aber zu verdeutlichen, dass wer Katzen und ihr Wesen, ihre ursprüngliche Herkunft und Lebensweise kennt es einfacher hat zu verstehen warum sich seine Katze so verhält wie sie sich verhält. Nämlich die eines fettliebenden Beutetierfressers und solitären Raubtieres das ursprünglich in Halbwüsten lebte und in der Dämmerung jagt … Auch das ein oder andere Missverständnis wird aufgelöst. Ganz wichtig sind aber die vielen Fallbeispiele die noch einmal zeigen wie meist mit ganz simplen Dingen, dann doch noch funktionieren kann. Ganz wichtig ist aber die Erkenntnis – jede Katze, jedes Mensch-Katze-Team und deren Leben ist einzigartig und damit ist es auch jede „Problem“situation. Vieles läst sich dann aber tatsächlich durch ne Kleinigkeit schon verbessern. Das sind häufig die Fälle die mir auch am meisten Freude bereiten wenn mir meine Kunden sagen „Mensch da hätte ich auch selbst drauf kommen können…!“ In der Regel ist es nämlich wirklich kein Hexenwerk und keiner muss eine besondere Gabe zum Lesen der Katzensprache mit bekommen haben. Jeder kann sich informieren wie Katzen leben und miteinander kommunizieren. Mit etwas Übung und Einfühlungsvermögen klappt das bei jedem. Und wenn man selbst den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht und auch keine Anregung in der Katzen-Trickkiste findet, darf sich gerne bei mir melden und ich unterstütze jeden gerne bei der Lösungsfindung.
Können Sie uns etwas über Ihre kuriosesten Begegnungen mit Katzen erzählen?
Ohh, das ist total schwierig für mich zu beantworten. Ich erleben nämlich ständig irgendwelche interessanten und tollen Momente mit Katzen. Fast jede Katze der ich begegne fasziniert mich aufs Neue. Jede ist auch anders, sieht anders aus, hat dann doch wieder Ähnlichkeiten mit einer Katze die ich kenne. Mir sind viele Katzen so vertraut und dann wieder so faszinierend fremd. Ich wundere mich selbst immer wieder darüber wie ich mich freue eine Katze zusehen – egal ob es eine Katze bei einem Kunden ist oder meine Eigenen. Ich bin halt ein bisserl Katzencrazy ;-). Wissen Sie für mich ist es immer wieder ein besonderes Erlebnis zu erfahren wie positiv die allermeisten Katzen, auch Fremde, auf mich reagieren. Und zwar nicht weil ich eine „besondere Gabe“ habe sondern einfach weil ich weiß wie ich durch meine eigene Körperhaltung, mein eigenes Verhalten der Katze gegenüber und dadurch wie ich mich einer Katze nähere ihr Vertrauen gewinnen kann. So simpel ist die ganze Sache. Verhalte dich katzenkonform und es klappt auf einmal viel besser mit den Tigern. Genau das ist auch Inhalt des Buches. Es sind die kleinen Tipps und Tricks die jeden Leser dazu anregen sollen auch selbst kreativ zu werden eigene Lösungsansätze zu entwickeln.
Oder einfach mal etwas anders zu machen als bisher.
Haben Sie selber auch Katzen?
Ja klar habe ich selber Katzen. Seit Neuestem wieder 4 an der Zahl. Leider mußte ich dieses Jahr einem meiner geliebten Kater „Lebe-wohl“ sagen. Er war unheilbar an Krebs erkrankt. Eine schwere Zeit. Aber nun sind wir wieder vollständig. Zu unserer Familie gehören die EKH-Dame „Lilli“ und ihr Bruder „Strolli“. Beide 12 Jahre alt. Von ihnen habe ich die letzten Jahre sehr viel gelernt. Dafür danke ich den beiden und auch meinem verstorbenen Kater „Bubu“ sehr. Mit uns lebt dann noch unser Persermädel „Müschle“ , eine der sozialsten und verschmusten Katzen die ich kenne. Bin ganz vernarrt in unser Mädel. Seit kurzem ist nun auch der dreijährige Perserkater „Lion“ in unserer Familie. Wir nennen ihn liebevoll „Eulenprinz“ wegen seinen schönen großen Augen. Auch ein ganz lieber und schnurriger Schatz. Alle vier halten uns ganz schön auf Trab. Sie unterstützen mich tatkräftig dabei wenn ich wieder eine Clickerübung ausprobieren möchte oder es darum geht ein neues BARF-Rezept zu testen oder welches Katzenstreu die Miezies gerne benutzen und, und, und …. Das meiste Geld das ich verdiene wird also wieder in die Katzen und Fortbildungen etc. gesteckt.
Das beste in unserer Katzenfamilie: Auch mein Mann ist ein absoluter Katzenfan. Das ist so toll einen Partner an seiner Seite zu haben der die selbe Liebe und Begeisterung zu den Tieren teilt.
Wie lange haben Sie an dem Ratgeber „Katzen-Trickkiste“ insgesamt geschrieben?
An diesem Buch saß ich eine ganze Weile. Angefangen erste Ihnaltsideen und Texte auf zu schreiben habe ich letztes Jahr im Frühjahr 2014. Ich habe erst einmal gaaaaanz viel geschrieben und meinen Ideen freien Lauf gelassen. Später ging es dann darum das Wichtigste herauszufiltern und alles in den gewünschten Rahmen zu bringen. Wenn es nach mir gegangen wäre hätte das Buch sicher mindestens 1000 Seiten gehabt – aber das geht natürlich nicht ;-)
Gibt es irgendeinen besonderen Platz, an dem Sie die nötige Ruhe und Konzentration zum schreiben finden?
Ich sitze ganz normal an meinem Schreibtisch am Rechner. Aber die besten Ideen, Einfälle und Formulierungen habe ich tatsächlich abends im Bett. Ganz spontan wenn ich eigentlich schlafen möchte kommen sie plötzlich- booom. Mittlerweile habe ich meist zum Glück einen kleinen Schreibblock und einen Stift am Bett liegen um die spontanen Gedanken auch noch auf schreiben zu können bevor sie wieder weg sind. Geht zwar manchmal auf Kosten der Nachtruhe aber was soll ich machen? Ausserdem liebe ich es eigentlich auch per Hand und Stift meine Gedanken zu Papier zu bringen. Ich habe hier noch stapelweise vollgeschriebene Seiten herumliegen, deren inhalte zum großen Teil nun im Buch zu finden sind.
Was inspiriert Sie? Und welche Bücher lesen Sie selbst gerne?
Mich inspirieren am meisten meine eigenen Erlebnisse mit Katzen aber auch mit meinen Kunden und deren Erzählungen. Eigentlich ist es doch das Leben selbst das auch mich am meisten inspiriert, meine Erfahrungen eben. Ich versuche in jedes meiner Bücher ein Stück von mir selbst einzufügen. Weil ich kann nur schreiben was ich selbst lebe und erlebt habe. Man fühlt sich davon angesprochen oder eben nicht.
Ich lese meist Fachbücher. Am liebsten abends im Bett – eigentlich arbeite ich also auch hier noch und bilde mich weiter. So ist das halt mit der Selbständigkeit :-). Ansonsten gerne Romane, dazu komme ich aber leider fast nie – das wäre reines Vergnügen.
Verraten Sie uns, wie Ihr aktuelles Buch, welches Sie gerade lesen heißt?
Aktuell lese ich wieder mal drei oder vier Fachbücher parallel, dazu noch meine Lehrskripte für die THP-Ausbildung. Manchmal nehme ich auch noch einen Fall „mit ins Bett“. Von diesen Büchern kann ich eines besonders empfehlen, das ist sicher für jeden interessant: „Darm mit Charme“ von Guilia Enders. Man lernt eine Menge über sich und seinen Körper kennen!
Das letzte Buch oder Bücher die ich aus reinem Vergnügen gelesen habe und mir richtig gut gefallen haben waren die Bücher von dem englischen Obdachlosen und seinem Kater Bob: „Bob, der Streuner: Die Katze, die mein Leben veränderte“ von und mit James Bowen.
Die Bücher habe ich Weihnachten von meinem Mann geschenkt bekommen. Haben mich sehr berührt – sehr empfehlenswert. Weil es zeigt wieder wie einzigartig unsere Katzenherzen sind!
Sind Lesungen geplant oder gibt es andere Termine und Möglichkeiten, bei denen Ihre Leser mit Ihnen in Kontakt treten können?
Lesungen sind noch nicht geplant. Nehme gerne Einladungen dazu an. Gerne berate ich Katzenhalter bei Fragen zum Verhalten, Training oder auch in Ernährungsfragen. Man findet mich über meine Website: www.therafelis-katzenberatung.de
oder bei Facebook unter: www.facebook.com/therafelis
Liebe Grüße,
Ihre Katja Rüssel
Frau Rüssel, wir danken Ihnen ganz herzlich für die Beantwortung unserer Fragen. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und Ihren Lesern viel Spaß beim Lesen.
