Millionenfach werden Katzenbilder und -videos in den sozialen Netzwerken kommentiert und geteilt – ganz besonders am kommenden Samstag, dem Internationalen Tag der Katze. Viele besonders erfolgreiche „Petfluencer“ haben allerdings eines gemeinsam: Die Tiere weisen schmerzhafte, aber gewollte genetische Zuchtfehler auf. Mit dem Erfolg von Social-Media-Profilen wie „Grumpy Cat“ und „Lil Bub“ ist auch die Nachfrage nach solchen Rassen gewachsen, was das Tierleid vervielfacht. Daher appelliert die Welttierschutzgesellschaft (WTG) an alle Nutzer*innen, anlässlich des Internationalen Tages der Katze die eigene Motivation zu überdenken, offensichtlich „kranken“ und leidenden Katzen in den sozialen Netzwerken zu folgen.
Auswertungen der erfolgreichsten Katzenprofile auf Instagram zeigen, dass Katzen mit Qualzuchtmerkmalen dort besonders stark vertreten sind. „Die große Gefahr dieser Popularität und der vermeintlich niedlichen Bilder ist, dass Krankheiten dadurch normalisiert und die Zucht dieser Rassen immer weniger als Problem wahrgenommen wird“, sagt Dr. Theres Manthey, Tierärztin bei der Welttierschutzgesellschaft (WTG) in Berlin. Wie ernst die Krankheitsbilder der dargestellten Katzen dabei sind, zeigen die Beispiele Kurzköpfigkeit und Kleinwüchsigkeit:
Schwer kurzköpfige (brachyzephale) Tiere – berühmtestes Beispiel ist die frühzeitig verstorbene „Grumpy Cat“ – sind dabei im Internet besonders beliebt. Sie weisen u.a. ein auffällig flaches Gesicht auf. In extremen Fällen kann es so wirken, als würde die Nase unter den Hautfalten im Gesicht verschwinden. Mit dieser Überzüchtung gehen verschiedene gesundheitliche Leiden einher: zum Beispiel Atemprobleme, permanenter Augenausfluss und Zahnfehlstellungen. Ähnlich sieht es bei Katzen aus, für die als Zuchtziel besonders kurze Beine definiert wurden – so genannte Munchkin- oder Dackelkatzen. Schon bei leichten Fällen neigen die Tiere aufgrund ihrer eingeschränkten Beweglichkeit zu Übergewicht und haben ein erhöhtes Risiko für Arthritis und Arthrose. In schweren Fällen kann es sowohl zu Lungen- und Zahnproblemen als auch zu neurologischen Beschwerden bis hin zu Organ- und Hormonstörungen kommen. Ihre Lebenserwartung ist stark eingeschränkt, besonders im Alter leiden sie unter großen Schmerzen und katzentypisches Verhalten wie Springen oder Klettern ist für sie ein Ding der Unmöglichkeit.
Diese Vielzahl gesundheitlicher Probleme macht klar, dass es sich bei kurzköpfigen und -beinigen Katzen um Qualzuchten handelt, da ihre Zucht mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen für die Tiere verbunden ist. Das ist nach §11b2 des Deutschen Tierschutzgesetzes zwar verboten, doch allzu oft verhindern rechtliche Hürden dessen Umsetzung.
Vor diesem Hintergrund wird die Verantwortung der Nutzer*innen deutlich: „Wer in den Sozialen Medien kurzköpfige oder kleinwüchsige Katzen bejubelt, fördert dadurch indirekt die weitere Verbreitung von Qualzuchten, die meist ihr Leben lang unter Schmerzen und körperlichen Einschränkungen leiden“, sagt Tierärztin Manthey. Die Welttierschutzgesellschaft appelliert daher an alle Tierfreund*innen, anlässlich des Internationalen Tages der Katze kritisch auf das Leid dieser Tiere zu blicken, andere Nutzer*innen darauf hinzuweisen und bewusst auf das Folgen solcher Profile in den sozialen Netzwerken zu verzichten.
Ausführliche Informationen zu diesem Thema mit weiteren Beispielen aus Sozialen Netzwerken und einer genauen Beschreibung gesundheitlicher Leiden finden Sie im aktuellen WTG-Blogbeitrag „Qualzucht: Der Trend zu kranken Katzen“.
Die Welttierschutzgesellschaft engagiert sich auf drei Kontinenten – Afrika, Asien und Europa – für das Wohl notleidender Katzen. Die Probleme, mit denen streunende Katzen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu kämpfen haben, sind dabei aber nur selten durch Qualzucht bedingt, sondern viel grundlegender: fehlende Nahrungsversorgung, Überpopulationen und mangelhafte tiermedizinische Betreuung. Weitere Informationen unter: https://welttierschutz.org/projekte/streuner/
Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier.
Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org